Fakten und Fahrpläne? www.ding.eu
Im Gespräch: Musa Ertürk, Berufskraftfahrer.
Am Steuer durch Ulm und Umgebung: Busfahrer Musa Ertürk über Verantwortung, Vielfalt und Herausforderungen im Job.
muSa hat seine damalige Entscheidung noch nie bereut.
Mein Dienstwagen hat 400 PS.
Busfahrer Musa Ertürk mag seinen bewegenden Job hinterm Steuer, den Arbeitsplatz mit Rundumblick und die Verantwortung, die er trägt. Auch wenn er um die Kehrseiten seines Berufsstandes weiß, für den zurzeit dringend Personal gesucht wird.
Täglich bei Wind und Wetter in Ulm unterwegs zu sein, war Musa Ertürk schon lange gewohnt. Als gelernter Brief- und Paketzusteller kennt er die Straßen der Stadt wie seine Westentasche. Auch das frühe Aufstehen für den Job stellte für den zweifachen Familienvater nie ein Problem dar.
Hitze, Kälte und Nässe und ein schmerzender Rücken vom vielen Tragen ließen ihn vor elf Jahren allerdings nach einer beruflichen Alternative suchen.
Heute ist er immer noch bei Wind und Wetter in Ulm und der Region auf Tour, er bleibt aber trocken: in seinem Dienstwagen mit 400 PS, hinter schützenden Scheiben, mit Klimaanlage und genau nach Plan.
Der 40-jährige gebürtige Ulmer mit türkischen Wurzeln ist Busfahrer bei der Regionalbus Augsburg GmbH, kurz RBA, die am Standort Neu-Ulm auch für DING unterwegs ist.
Er hat seine damalige Entscheidung noch nie bereut. „Ich arbeite gern selbständig, bin unter Menschen, habe nicht immer dieselbe Wand und einen Chef vor der Nase, sondern bin auf verschiedenen Linien unterwegs.“
Er ist stolz auf seine Verantwortung für 60 bis 80 Menschen in seinem Bus, kann viele Entscheidungen selbständig treffen und fühlt sich „frei“.
Dennoch weiß er um die steigenden Belastungen in seinem Beruf, …
Musa Ertürk, Berufskraftfahrer.
… die wohl in den letzten Jahren dazu geführt haben mögen, dass sich ein hoher Personalmangel aufgebaut hat: verkürzte Pausen, geteilte Schichten, stagnierende Gehälter, zu eng getaktete Fahrpläne, stressiger Verkehr mit Staus und Baustellen und nicht zuletzt immer mehr unfreundliche und manchmal sogar übergriffige Fahrgäste.
Der Anfang als Quereinsteiger war für Musa Ertürk nicht ganz leicht und billig – Anfang der 2000er Jahre mussten die Fahranwärter den Busführerschein noch selbst bezahlen.
„Um 8.500 Euro ärmer und um 70 Pflichtfahrstunden und 140 Theoriestunden reicher ging es am Ende ganz schnell“, erinnert sich Musa. Er hatte den Busführerschein in der Tasche und erhielt einen Arbeitsplatz als gewerblicher Busfahrer im Personenverkehr bei der RBA.
Mittlerweile werden angehende Busfahrer und -fahrerinnen häufig von Firmen beim Führerschein finanziell unterstützt, müssen sich dann für einige Zeit bei dem entsprechenden Unternehmen verpflichten.
Auch die Agentur für Arbeit hilft unter bestimmten Voraussetzungen mit einem entsprechenden Bildungsgutschein beim Umstieg in den bewegenden Job.
Ertürks Arbeitgeber RBA unterhält als eines der größten Busunternehmen Bayerns inzwischen eine eigene Fahrschule zur Aus- und Weiterbildung sowie der Vermittlung von Fahrpersonal.
Zum heutigen Busführerschein gehört auch ein Fahrerqualifizierungsnachweis (FQN). Spätestens fünf Jahre nach dem Erwerb der Grundqualifikation müssen die Kenntnisse durch Teilnahme an einer Weiterbildung aufgefrischt werden.
Busfahrer Ertürk erhält diese Fortbildungen wie seine Kollegen im Unternehmen kostenfrei und bei Teilnahme zusätzlich fünf Stunden Arbeitszeit gutgeschrieben.
Wochenpläne sind was für Schüler. Doch auch für die Berufskraftfahrer des RBA.
Musa und der Wochenplan.
Die RBA bedient für DING das Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm in Kooperation mit der SWU – „Line 5 und 11 Gelenkbusse“, strahlt der Busfahrer, der auch von den neuen Elektrobussen der SWU, die im Stadtverkehr eingesetzt werden sollen, schwärmt.
„Wäre toll, wenn das auch bald bei den Linien außerhalb der Stadt kommt, damit wir überall einen Teil zur Nachhaltigkeit des ÖPNV beitragen können“, meint er.
Im Linienverkehr fährt Ertürk im Umkreis bis zu 50 Kilometer rund um Neu-Ulm, die entferntesten Ziele sind Günzburg und Ludwigsfeld. Hier schätzt er besonders die einstündige Strecke auf der Linie 850 nach Günzburg mit „seinem“ Daimler Citaro.
Wann das in seiner Fünf-Tage-Woche mit 38,5 Stunden der Fall ist, hängt von Dienstplan und Schicht ab und variiert. Frühschicht beginnt um 4:15 Uhr, Spätschicht ist um 01:00 Uhr nachts zu Ende.
„Manchmal fahre ich die ganz frühe Schicht, die dauert bis 14:00 Uhr.“ „Ausschlafen“ kann er, wenn es um 06:00 Uhr morgens auf Tour geht – dann immer bis 13:00 Uhr.
Der Ulmer fährt in seiner Heimatstadt ebenso wie in der Region. Auch hier steht Abwechslung auf dem Plan.
Ein Dienst kann hin und zurückgehen, der nächste folgt nach einer Pause in einem anderen Bus in eine andere Richtung. Im Regionaldienst ist er stets im selben Fahrzeug unterwegs, hier muss er nur die Nummer auswechseln.
Der Ablauf ist für Musa Ertürk jedes Mal derselbe. Ankunft im Neu-Ulmer Depot der Böttgerstraße, dann „melde ich mich in der Leitstelle in Augsburg und hole mir meinen Fahrplan mit den üblichen Fahrten oder besonderen Plänen während der Ferien“.
Früher hingen die Pläne in Papierform an der Wand, heute läuft die Kommunikation über Messenger-Dienste, wo die Pläne in Communities bereitgestellt werden.
Musa Ertürk druckt sich den Plan lieber aus – ganz altmodisch. „Das gehört zu meiner Routine und ich habe alles Wichtige im Bus in der Hand.“
Zu seinen Pflichten als Busfahrer gehört neben der Kontrolle der Fahrkarten beim Einstieg auch das Kassieren. Das braucht heute mehr Zeit als noch vor ein paar Jahren, bestätigen ihm auch Kollegen, die seit Jahrzehnten in diesem Job arbeiten.
Ein Grund: „Die Fahrgäste haben sich sehr verändert.“ Oft mangele es an Respekt den Fahrerinnen und Fahrern gegenüber, manche Fahrgäste verstehen die Sprache nicht. Von Auseinandersetzungen wegen gefälschter bis völlig fehlender Fahrscheine sei, so Ertürk, im heutigen Alltag alles dabei.
„Auch die Kinder sind frecher geworden“, sagt der Vater von zwei Söhnen im Schulalter wissend und muss dabei ein wenig grinsen.
Für alles steht der Busfahrer in der Verantwortung, auch für die Sauberkeit im Fahrzeug muss nach (Spät-)Schichtende gesorgt werden.
Besenrein muss er sein, der Dienstwagen, und betankt. Erst dann geht es nach Hause.
Gerne im ÖPNV. Nach der Spätschicht allerdings im eigenen PKW, da die Busfahrer diejenigen sind, die den letzten Bus in die Garage gefahren haben…
Ein Job mit Zukunft. Gestern. Heute. Und erst recht morgen.
Lerne als Busfahrer Stadt, Land und Leute kennen.
Wer zum Beispiel bei der RBA Bus fährt, arbeitet 38,5 Stunden in der Woche. Ob als Quereinsteiger:in oder nach der absolvierten Ausbildung: Im Team macht das keinen Unterschied.
Wer Menschen und seine Region mag, auf Zack und ein Morgenmensch ist, den macht der Job mit Zukunft glücklich.
Die RBA fährt sowohl im Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm als auch im Umland. Die Busfahrer lernen also Stadt, Land und Leute kennen.
Im Gespräch: Holger Alt, Disponent.
Bei Bottenschein Reisen erhalten Busse ihr Spa-Programm – das haben wir uns einmal genauer angeschaut.
geht der bus etwa ein, wenn man ihn zu heiß wäscht?!
Endlich wieder durchblicken.
Jeder Bus im DING-Gebiet legt täglich Dutzende Kilometer zurück, während er Passagiere von A nach B bringt.
Logisch, dass das Gebrauchsspuren hinterlässt, die beseitigt werden müssen.
Einer dieser Busse steht bei Bottenschein Reisen auf dem Hof und wartet auf sein Spa-Programm.
Auch Busse werden dreckig – das leuchtet ein. Aber wo sind diese dreckigen Busse? Wir haben nämlich noch keinen gesehen. Und das leuchtet uns wiederum so gar nicht ein.
Woran das liegt, dass Busse immer aussehen als würden sie frisch aus dem Werk gefahren? Im Falle von Bottenschein Reisen vor allem an Holger Alt.
Mit dem Disponenten haben wir uns in Verbindung gesetzt, um das Rätsel der sauberen Busse zu lösen. In Laupheim auf dem Hof des Unternehmens treffen wir ihn.
Die Begeisterung für Busse blitzt schon direkt nach der kurzen Vorstellungsrunde auf.
Holger Alt hat den Durchblick.
Er erzählt uns, dass Busse schon immer seine Leidenschaft waren und er sich seine gesamte, berufliche Laufbahn lang mit ihnen beschäftigt hat.
„Ich habe einen kurzen Abstecher zur Bundeswehr gemacht, aber irgendwann hab ich gespürt, dass ich wieder mit Bussen arbeiten möchte“, sagt er und scherzt: „Außerdem kann ich hier wirklich was bewegen.“
Sein Arbeitgeber Bottenschein Reisen übernimmt einen Teil des Nahverkehrs im DING-Gebiet – insbesondere im Bereich rund um Laupheim.
Das andere Standbein des Unternehmens ist hingegen der Reiseverkehr. So unterschiedlich die Fahrzeuge beider Bereiche sind, eines haben die Flotten gemeinsam: Man muss sie pflegen.
Holger zeigt uns heute, was es braucht, um die Fahrzeuge in Schuss zu halten. Bei Bottenschein steht ein ganzes Team aus Reinigungsprofis für die Pflege der Busflotte parat.
Dafür führt er uns zur betriebseigenen Waschstraße. Wir sind beeindruckt – keine Warteschlange, keine dröhnende Musik oder tiefergelegte BMWs. Der reinste Luxus. Fehlt nur noch der zu reinigende Vieltonner.
Wir sind gespannt. Aber auf Herrn Alt ist Verlass – der Reisebus, den er kurz darauf behände in die Waschstraße manövriert, hat eine Dusche wirklich bitter nötig.
Er zögert nicht lange und erteilt der Maschine den Waschbefehl, Wasser marsch! Wir gehen in Deckung und beobachten den Vorgang in trockener Entfernung.
Als Disponent koordiniert Holger Alt zusammen mit dem Team in Laupheim alles rund um die Busse, von den Fahreinsätzen bis hin zur Buswaschung.
Bewaffnet mit einer Hochdrucklanze sagt er den letzten Schmutzpartikeln den Kampf an. Und auch die Frontscheibe bekommt eine Extraportion Zuwendung.
Außen blinkts und innen stinkts? Nein, ganz so schlimm ist es nicht, aber dennoch fallen auch innen noch so einige Tätigkeiten an, bevor der Bus wieder in Betrieb genommen werden kann.
So müssen die Scheiben auch innen gereinigt werden, schließlich sollen die Passagiere freie Sicht haben – ob es nun die Pappeln der Toskana oder die Hecken der Nachbarn sind, die sich in das Blickfeld drängen.
In der gesamten Flotte müssen Sitzpolster und Gänge gesaugt werden. In Fernbussen müssen zudem Tische gewischt, Mülleimer geleert und Toiletten gereinigt werden. In Fahrzeugen des Nahverkehrs ist es wichtig, Haltegriffe zu desinfizieren.
Und auch der eigene Arbeitsbereich möchte gepflegt werden: Lenkrad und Armaturen müssen blitzeblank sein. „Sonst kann ich mich nicht konzentrieren“, zwinkert Herr Alt uns zu.
Zum Abschluss absolviert er noch einige Routinechecks und -tätigkeiten: Spiegel, Blinker und Scheinwerfer checken, Reifendruck und Ölstand überprüfen und tanken. Glücklicherweise fehlt auf der betriebseigenen Zapfsäule die Betragsanzeige.
Nachdem Holger Alt mit ihm fertig ist, ist der Bus kaum wiederzuerkennen. Und wir erkennen: Es fließt wirklich viel Arbeit in die Instandhaltung der Fahrzeuge im DING-Gebiet.
Die Fragezeichen in unseren Köpfen haben sich jedenfalls aufgelöst. Wir bedanken uns bei Holger.
Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns bald wieder. In einem Bus nach Italien. Oder in die Ulmer Innenstadt. Eines ist sicher: Der Bus wird blitzeblank sein.
Sie möchten auch mit Bussen arbeiten und etwas bewegen?
Die Ausbildung dauert 3 Jahre.
Wie wird man Busfahrer/-in?
Die Ausbildung zur „Fachkraft für Fahrbetrieb“ dauert 3 Jahre. Sie führt junge Menschen in ein abwechslungsreiches Berufsleben mit Verantwortung und Gestaltungsspielräumen.
Die Berufsschule für die sogenannten „FIF-ler“ ist in Ehingen mitten im DING-Gebiet.
Bewerber/-innen mit Hauptschulabschluss und technischem Verständnis sind gern gesehen.
Die Azubis lernen im Büro und in der Werkstatt, um später allen Anforderungen im modernen Nah- und Fernverkehr gerecht zu werden: Fahrtenplanung, Marketing u. v. m. Schließlich ist technisches Rüstzeug des Personals eine wichtige Basis des Busverkehrs.
Wichtig sind außerdem Werte wie Zuverlässigkeit und gute Umgangsform.
Wenn die Azubis den Busführerschein haben, können sie gleich eingesetzt werden. Einzige Voraussetzung ist, dass sie auch den Pkw-Führerschein seit mindestens einem Jahr haben.
Mehr Infos: werd-busfahrer.de
Im Gespräch: Herr Vesic, Busfahrer auf DING-Strecken.
Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen? Haben wir für unsere Leser extra gemacht: Ihr Busfahrer. Eine Story.
Herrn Vesics goldene Regel? „Kaffee ist (…) immer wichtig“
20 Jahre bei der RAB. Sozusagen ein echtes RAB-Urgestein!
Jeder kennt den Witz: „Ich wollte schon immer durch meinen Job ein großes Auto fahren.“ – „Na, dann werd’ halt Busfahrer.“
Doch wer kennt denn schon einen Bushfahrer näher? Sie natürlich! Denn wir waren für unsere DINGFO-Leser mal neugierig!
Es ist kurz vor zehn an einem nebligen Februarmorgen, als wir Herrn Vesic zum Interview treffen. Während wir noch etwas müde auf Kaffee hoffen, ist Herr Vesic sowohl gut drauf, als auch schon seit vier Uhr morgens am Arbeiten.
Wir haben uns in Ulm bei der RAB verabredet und machen uns erstmal auf den Weg, den heutigen Bus von Herrn Vesic zu finden. Dieser steht zusammen mit vielen anderen Bussen des RAB hinter der Fahrzeughalle auf einem großen Parkplatz.
Immer Herrn Vesic hinterher, der kennt sich aus, schließlich arbeitet er schon seit mehr als zwanzig Jahren für die RAB. Türen auf, Masken an, Aufnahmegerät an.
„Die Fahrzeuge sind heute natürlich viel moderner, die Bedienung ist viel einfacher“.
Ich bin der Boss im Bus.
Herr Vesic ist 44 Jahre und kommt ursprünglich aus Banja Luka, dem jetzigen Bosnien-Herzegowina. Seit Mitte der Neunziger ist er in Ulm und seit 1998 besitzt er die Bus-Fahrerlaubnis.
Ein halbes Jahr fuhr er für ein privates Busunternehmen, um dann zur RAB zu wechseln. In den zwanzig Jahren Berufserfahrung hat sich sicherlich einiges verändert?
„Die Fahrzeuge sind heute natürlich viel moderner, die Bedienung ist viel einfacher, damals gab es noch Schaltgetriebe, viele Fahrzeuge waren noch ohne Klimaanlage, vom Motor waren sie eher schwächer, es gibt jetzt mehr Sicherheit für die Fahrgäste“, weiß Herr Vesic.
Sie als RAB-Urgestein haben über die Jahre bestimmt eine tägliche Routine entwickelt. Wie sieht diese aus, und was darf auf keinen Fall fehlen?
„Natürlich gibt es eine Routine, allerdings haben wir Wechselschichten, das heißt, wir fahren immer unterschiedliche Routen. Einmal fahre ich nach Blaustein, dann fahre ich nach Langenau oder Laichingen.
Ich fahre nicht jeden Tag dieselbe Route. Aber Kaffee ist für uns Busfahrer immer wichtig!“ Das klingt sehr abwechslungsreich. Zwar muss man jede dritte Woche auch mal am Wochenende arbeiten, das gleicht sich aber natürlich durch andere freie Tage wieder aus.
Die Routen kann man sich jedoch nicht selber aussuchen: „Wir haben feste Dienstpläne. Jeden Tag haben wir einen unterschiedlichen Umlauf, eine unterschiedliche Routenplanung, wobei der Betriebsrat natürlich auf die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten achtet.“
Beim Stichwort Lenk- und Ruhezeiten wollen wir wissen, wie viele Kilometer man denn als Busfahrer im Jahr zurücklegt?
„Ich weiß, was wir am Tag fahren, das sind im Schnitt knapp über 300 km, wenn man da im Monat 20 bis 21 Arbeitstage hat, kommt schon ganz schön was zusammen, 6 Wochen Urlaub oder Krankheitstage muss man abziehen.“ Da ist man natürlich richtig viel unterwegs.
Ist es das Fahren an sich, das Ihnen gefällt, oder was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß? „Was mir am meisten Spaß macht ist, dass ich ein freier Mensch bin.
Eigentlich bin ich ein leidenschaftlicher Busfahrer. Von klein an habe ich Fahrzeuge beobachtet, und ich wollte schon immer Busfahrer werden.“
Sie scheinen eine sehr positive und kontaktfreudige Person zu sein. Ist Ihnen das auch bei der Arbeit wichtig? „Natürlich ist mir das wichtig, aber es gibt ein Sprichwort: So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus.
Das heißt, immer wenn man mit den Fahrgästen harmonieren kann, funktioniert es besser, und man kommt leichter zurecht, z.B. wenn man eine Verspätung hat.
Mit den schwierigen Menschen versuche ich immer, ganz ruhig umzugehen. Wenn ich sehe: Das ist eine harte Nuss, ignoriere ich ihn.“ Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Bus kostet? „Je nach Ausstattung, ich schätze weit über 200.000 Euro.“
Und dann kommt sie, die unvermeidliche Frage für Technik-Fans: Fährt sich ein Gelenkbus besser oder ein normaler Bus? „In der Coronazeit ist mir der „Ziehharmonika-Bus“ lieber.
Dann gibt es mehr Platz, und die Leute können die Abstände besser einhalten.“ So langsam wird es wärmer im Bus, da die Standheizung auf Touren kommt. Da tauen wir auch mit den Fragen auf.
„Betrunkene sind unberechenbar! Da sind mir Schüler schon lieber.“
Als Fahrgast eine Durchsage machen? Am Schwörmontag.
Die Ampel ist orange: Gehen Sie auf das Gas oder auf die Bremse? Vesic lacht. „Es ist ja so: Es kommt auf die Geschwindigkeit und die Entfernung an und auch, ob ich stehende Fahrgäste habe – da kann ich keine Vollbremsung einlegen. Es kommt also immer auf die Situation an.“
Herr Vesic – ein Diplomat. Wir fragen weiter und wollen wissen, ob er schon mal eine Abkürzung genommen oder die reguläre Strecke verlassen hat. Darauf bekommen wir nur ein verschmitztes Lachen als Antwort.
Wir belassen es dabei und denken uns unseren Teil. Nächste Frage: Darf man bei Ihnen als Fahrgast auch mal eine Durchsage machen?
„Also ja, das hatte ich einmal, es ist schon ein paar Jahre her, am Schwörmontag. Da waren Betrunkene im Bus, und die wollten ein Lied singen. Aber das war ja natürlich nicht möglich, ich fahre ja keinen Reisebus.“
Das können wir uns an einem Schwörmontag natürlich gut vorstellen. Wer sind die schlimmeren Fahrgäste: Betrunkene oder Schüler?
„Betrunkene sind unberechenbar, man weiß nie, wie sie reagieren. Die fallen oft vom Sitz runter und verletzen sich. Da sind mir die Schüler schon lieber!“
Was ist denn das Verrückteste, das jemals in Ihrem Fahrzeug vergessen worden ist? „Das Verrückteste war, dass ich einmal einen BH gefunden habe.“ Ein neuer oder ein gebrauchter? „Er war ziemlich abgenutzt.
Und noch etwas: Das ist mir mit einer älteren Dame passiert: Die Frau war bestimmt schon über 90 und wollte sich bei mir einen Fahrschein kaufen. Sie hatte ein Gebiss und beim Reden ist es ihr herausgefallen, das werde ich nie vergessen.“
Haben Sie schon mal einen Unfall gehabt? „Doch, ich hatte bis jetzt zwei Unfälle, Gott sei Dank nur Blechschaden, keine Verletzte. Das war im Winter bei rutschiger Schneedecke.“
Und sind Sie schon einmal geblitzt worden mit dem Bus? „Ja natürlich, denn wo gehobelt wird, da fallen auch Späne!
Gerade in den 30er Zonen sind die Blitzer so versteckt, dass man sie nur sehr spät erkennt.“ Betrifft Sie das Bußgeld persönlich? „Ja, der Arbeitgeber sagt, die Geldbuße müssen wir selber zahlen, weil wir uns an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten müssen.
Aber oft hat man jemand im Bus, der einen Zuganschluss erreichen muss. Da müssen wir schneller fahren.“ Und haben Sie einen Punkt in Flensburg? „Nein, da habe ich noch keinen.“
Oft stehen Busfahrer ja in der Kritik, weil sie ruckartig fahren oder unfreundlich sind – woher mag es kommen, dass Busfahrer oft einen schlechten Ruf haben? „Gut, oftmals gibt es Leute, die einen Beruf ausüben, für den sie nicht geeignet sind, oder sie machen das bloß als Überbrückungsphase.
Es gibt solche und solche. Man muss auch berücksichtigen, dass der Beruf wirklich nicht leicht ist, die Wechselschichten oder der Dienst am Wochenende sind für die Familie belastend.
Dazu kommt der ganze Bereich Fahrscheinverkauf, man muss die Kasse richtig bedienen und das richtige Ticket verkaufen. Das ist wirklich nicht unkompliziert. Dann muss man noch versuchen, den Fahrplan möglichst genau einzuhalten. Gerade am Monatsanfang, wo viele Fahrscheine verkauft werden müssen.“
Wie kommen Sie selbst zur Arbeit: mit dem Auto oder mit dem Bus? „Mit dem Auto. Das hängt damit zusammen, dass ich oft schon um 4 Uhr den Dienst beginnen muss. In den Sommermonaten fahre ich mit dem Fahrrad von Neu-Ulm rüber nach Ulm.“
Wenn Sie jetzt einmal etwas loswerden wollten: Was liegt Ihnen auf der Seele?
„Ich würde mir wünschen, dass andere Verkehrsteilnehmer ein wenig mehr Rücksicht auf uns Busfahrer nehmen, oft willst du aus der Bushaltestelle herausfahren, aber es lässt dich keiner raus, du blinkst und blinkst, aber keiner reagiert. Ich wünsche mir mehr Kooperation.“
Auf die Frage, wer nun die schlimmsten Verkehrsteilnehmer seien – Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger – kommt eine überraschende Antwort:
„Die Radfahrer, die fahren oft kreuz und quer, weil es in Ulm so viele Radwege gibt, meiner Meinung nach zu viele. Oft kannst du die Fahrradfahrer nicht überholen, weil du den Mindestabstand einhalten musst. Da musst du hinterher fahren, und wenn die abbiegen wollen, geben Sie oft kein Zeichen.“
Wir schauen auf die Uhr. Damit der Bus pünktlich kommt, machen wir Schluss für heute und bedanken uns für dieses sympathische Gespräch. Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen? Wo gibt’s denn sowas!
Wie wird man Busfahrer? Die Ausbildung zur „Fachkraft für Fahrbetrieb“ dauert 3 Jahre. Sie führt junge Menschen in ein abwechslungsreiches Berufsleben mit Verantwortung und Gestaltungsspielräumen.
Die Berufsschule für die sogenannten „FIF-ler“ ist in Ehingen mitten im DING-Gebiet.
Bewerber/innen mit Hauptschulabschluss und technischem Verständnis sind gern gesehen.
Die Azubis lernen im Büro und in der Werkstatt, um später allen Anforderungen im modernen Nah- und Fernverkehr gerecht zu werden: Fahrtenplanung, Marketing uvm. Schließlich ist technisches Rüstzeug des Personals eine wichtige Basis des Busverkehrs.
Wichtig sind außerdem Werte wie Zuverlässigkeit und gute Umgangsformen.
Wenn die Azubis den Busführerschein haben, können sie gleich eingesetzt werden. Einzige Voraussetzung ist, dass sie auch den Pkw-Führerschein seit mindestens einem Jahr haben.
Mehr Infos: werd-busfahrer.de