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Im Gespräch: Margarete Geyer, Straßenbahnfahrerin.

Die Nacht zum Tag gemacht: Wir haben mit Frau Geyer der Stadt beim Aufwachen zugeschaut.

erster halt: endstation. Wo gibts denn sowas?!

Wochenpläne sind was für Schüler: Bei der SWU Verkehr wird mit Tagesplänen gearbeitet.

Die Geschichte der Ulmer Straßenbahn reicht bis in das Jahr 1897 zurück. Damals verkehrte sie nur über einen Bruchteil der heutigen Strecke.

Wir wollen uns heute die Straßenbahn genauer ansehen und begleiten dafür die Fahrerin Margarete Geyer auf ihrer Tour.

Die Straßenbahn in Ulm wird von der SWU Verkehr betrieben. Wir begleiten die Fahrerin Margarete Geyer auf ihrer Frühschicht – und die ist wirklich früh. An einem Montagmorgen um 4 Uhr sind wir mit ihr bei der SWU Verkehr, in der Ulmer Weststadt, verabredet.

„Na, ausgeschlafen?“, fragt sie uns verschmitzt. Naja. Wir verkneifen uns eine Antwort. Und ein Gähnen. Mit einer Handbewegung deutet sie uns den Weg, hinein in das SWU-Gebäude.

„Zuerst müssen wir jetzt den Dienstplan und den Fahrzeugschlüssel abholen“, und führt aus: „Die Dienstpläne werden jeden Tag neu vergeben.“ Heute fährt Frau Geyer die Linie 1.

„Bitte folgt mir und verlasst den Weg nicht“, sagt sie. Denn auf dem Hof der SWU Verkehr gelten strenge Sicherheits- und Verkehrsregeln. Natürlich, denn hier verkehren den ganzen Tag etliche Busse und Bahnen auf engstem Raum.

Im sicheren Schlepptau werden wir vom Hof zur Werkshalle gelotst.

Frau Geyer ist eine echte Quereinsteigerin.

Hier stehen alle Fahrzeuge der Straßenbahnflotte. Das große Los hat allerdings das Fahrzeug mit der Nummer 53 gezogen. Doch bevor es losgehen kann, gibt es noch einiges zu erledigen. Schlüssel rein und los? Weit gefehlt.

Zuerst muss die Bahn auf Funktionstüchtigkeit überprüft werden: an Türen, Drucksensoren, Anzeigen, Lichtern und Einklemmschutz.

Auch die Bremsen werden von der Straßenbahnfahrerin inspiziert: Sind hier Schäden oder Macken zu sehen? Auch wenn diese Vorgänge einige Zeit in Anspruch nehmen, sind sie unabdinglich. Sicherheit geht im ÖPNV immer vor.

Nun beginnt Frau Geyer damit, den Dienstplan in den Bordcomputer einzuspeisen: Hierfür lädt sie den entsprechenden „Kurs“ herunter, d. h. die aktuelle Strecke mit allen etwaigen Änderungen oder Beeinträchtigungen.

Denn nur so können die Monitore im Inneren der Bahn später die Haltestellen korrekt anzeigen.

Nach einem letzten, erfolgreichen Prüflauf des Bordsystems starten wir unsere Tour.

„Übrigens fahrt ihr mit einer echten Quereinsteigerin“, teilt Frau Geyer uns mit und erklärt: „Ich bin erst kürzlich auf die Bahn umgestiegen. Davor bin ich 25 Jahre lang Bus gefahren.“

Ein lautes Klingeln ertönt, das uns erschreckt. „Ich kann doch nicht einfach losfahren. Die Anderen müssen ja auch vorgewarnt werden“, grinst Frau Geyer.

Nach dem Losfahren bemerken wir dann ein Piepsen: den Totmann. Eine Einrichtung, die überprüft, ob Menschen weiterhin handlungsfähig sind. Alle acht Sekunden muss Frau Geyer ihn drücken – sonst stoppt die Bahn. Zur Sicherheit der Passagiere.

Sieht aus wie ein ufo, klingt auch wie eines. ist aber eine straßenbahn.

Langsam rollen wir durch die Werkshalle zurück auf den Hof.

Während sich das Tor öffnet, werden wir und unsere Bahn in das Sicherheitssystem der SWU eingeloggt. Die Weichen stellen sich und geben uns den ersten Halt vor: die Endhaltestelle Söflingen.

Dass wir früh dran sind, war ja klar. Die Uhr zeigt schüchtern 04:40 Uhr. Aber wir sind sogar zu früh dran. Und weil zu früh eben auch unpünktlich ist, wie uns Frau Geyer erklärt, drehen wir noch ein paar Minuten Däumchen und warten auf die ersten Fahrgäste.

Und dann ist es soweit. Um 04:47 Uhr beginnen wir die offizielle Route der Linie 1. Auf dem Weg zur Haltestelle „Sonnenstraße“ fällt Frau Geyer ein: „Einmal musste ich an dieser Stelle aussteigen und schauen, ob ich überhaupt mit meiner Bahn durchpasse, weil die Straße hier so eng ist.“

Woher weiß die Straßenbahn eigentlich, wo sie hin muss? Ganz einfach: Unter jedem Fahrzeug befindet sich eine Sendespule, die Signale mit Informationen über die Fahrtstrecke an ihr Gegenstück, die Empfangsspule, vorausschickt.

Diese liegt eingebettet auf dem Verkehrsweg und ist in der Lage die Weichenstellung in Gang zu setzen. Die Straßenbahn sendet also die von der Fahrerin eingespeiste Strecke.

Langsam, aber sicher füllt sich das Gefährt. Umso wichtiger, dass Anschlüsse eingehalten werden.

Der Bordcomputer prüft per Echtzeitinformationen, ob die Anschlüsse eingehalten werden können oder ob ggf. gewartet werden muss.

Schon am Bahnhof beobachten wir, dass der ÖPNV sehr geordnet vonstattengeht. Wir stehen als letztes in der Warteschlange von Fahrzeugen und Frau Geyer nutzt die Zeit, um uns die Sonderzeichen zu erklären. Wissen, mit dem man bei Quizshows vielleicht einmal punktet.

Während es langsam dämmert, passieren wir einige – aufgrund der Uhrzeit noch stillgelegte – Baustellen. Frau Geyer erklärt:

„Klar, niemand mag Baustellen, Störungen oder Verspätungen, aber manchmal lassen sie sich eben nicht vermeiden. Dafür versuchen wir die Beeinträchtigung so gering wie möglich zu halten und koordinieren die Baustellen dementsprechend.“

Um ständigen Schienenersatzverkehr zu vermeiden, werden die baufälligen Streckenabschnitte in einem Rutsch angegangen.

Am „Ostpreußenweg“ beenden wir die Fahrt. Wir haben alle Fahrgäste sicher und pünktlich an ihr Ziel gebracht. Die Standzeit nutzt sie für einen Kontrollgang. „Morgens vergessen die Fahrgäste gern mal etwas. Ich habe schon Rucksäcke, Turnbeutel und sogar Handys gefunden“, teilt sie uns mit.

Diese Strecke wird Frau Geyer heute noch insgesamt vier Mal absolvieren. Zwischendrin wird sie eine Pause einlegen – die ist zeitlich vorgegeben. Heute um 09:37 Uhr. Ob sich das dann Mittagspause nennt? Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich scheint es uns aber nicht. Ihre Schicht endet schließlich um 12:30 Uhr.

Der Blick auf Ulm von hier oben kann sich sehen lassen. „Auf der Linie 2 sind bei guten Wetterbedingungen sogar manchmal die Berge zu sehen“, verrät unsere Begleiterin.

Auf dem Weg zurück nach Söflingen schauen wir der Stadt beim Aufwachen zu. Wieder in Söflingen angekommen verabschiedet sich Frau Geyer lachend von uns mit den Worten: „Gute Nacht, ihr Schlafmützen.“

Job mit Tunnelblick: Die Weichen für die Zukunft stellen.

Die Ausbildung dauert zwei Monate.

Wie wird man Straßenbahnfahrer/in?

Wer einen Führerschein der Klasse B, eine ärztliche Bescheinigung zur Fahrtauglichkeit und gute Deutschkenntnisse mitbringt, kann sich bei der SWU Verkehr in der unternehmenseigenen Fahrschule zur Straßenbahnfahrerin bzw. zum Straßenbahnfahrer ausbilden lassen. Die Ausbildung dauert zwei Monate.

Grundvoraussetzung ist die Bereitschaft zur Wochenend- und Schichtarbeit. Der Beruf des Straßenbahnfahrers und der Straßenbahnfahrerin ist krisensicher und sehr gefragt.