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Im Gespräch: Herr Vesic, Busfahrer auf DING-Strecken.

Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen? Haben wir für unsere Leser extra gemacht: Ihr Busfahrer. Eine Story.

Herrn Vesics goldene Regel? „Kaffee ist (…) immer wichtig“

20 Jahre bei der RAB. Sozusagen ein echtes RAB-Urgestein!

Jeder kennt den Witz: „Ich wollte schon immer durch meinen Job ein großes Auto fahren.“ – „Na, dann werd’ halt Busfahrer.“

Doch wer kennt denn schon einen Bushfahrer näher? Sie natürlich! Denn wir waren für unsere DINGFO-Leser mal neugierig!

Es ist kurz vor zehn an einem nebligen Februarmorgen, als wir Herrn Vesic zum Interview treffen. Während wir noch etwas müde auf Kaffee hoffen, ist Herr Vesic sowohl gut drauf, als auch schon seit vier Uhr morgens am Arbeiten.

Wir haben uns in Ulm bei der RAB verabredet und machen uns erstmal auf den Weg, den heutigen Bus von Herrn Vesic zu finden. Dieser steht zusammen mit vielen anderen Bussen des RAB hinter der Fahrzeughalle auf einem großen Parkplatz.

Immer Herrn Vesic hinterher, der kennt sich aus, schließlich arbeitet er schon seit mehr als zwanzig Jahren für die RAB. Türen auf, Masken an, Aufnahmegerät an.

„Die Fahrzeuge sind heute natürlich viel moderner, die Bedienung ist viel einfacher“.

Ich bin der Boss im Bus.

Herr Vesic ist 44 Jahre und kommt ursprünglich aus Banja Luka, dem jetzigen Bosnien-Herzegowina. Seit Mitte der Neunziger ist er in Ulm und seit 1998 besitzt er die Bus-Fahrerlaubnis.

Ein halbes Jahr fuhr er für ein privates Busunternehmen, um dann zur RAB zu wechseln. In den zwanzig Jahren Berufserfahrung hat sich sicherlich einiges verändert?

„Die Fahrzeuge sind heute natürlich viel moderner, die Bedienung ist viel einfacher, damals gab es noch Schaltgetriebe, viele Fahrzeuge waren noch ohne Klimaanlage, vom Motor waren sie eher schwächer, es gibt jetzt mehr Sicherheit für die Fahrgäste“, weiß Herr Vesic.

Sie als RAB-Urgestein haben über die Jahre bestimmt eine tägliche Routine entwickelt. Wie sieht diese aus, und was darf auf keinen Fall fehlen?

Im Schnitt fahren wir knapp über 300 km pro Tag.

„Natürlich gibt es eine Routine, allerdings haben wir Wechselschichten, das heißt, wir fahren immer unterschiedliche Routen. Einmal fahre ich nach Blaustein, dann fahre ich nach Langenau oder Laichingen.

Ich fahre nicht jeden Tag dieselbe Route. Aber Kaffee ist für uns Busfahrer immer wichtig!“ Das klingt sehr abwechslungsreich. Zwar muss man jede dritte Woche auch mal am Wochenende arbeiten, das gleicht sich aber natürlich durch andere freie Tage wieder aus.

Die Routen kann man sich jedoch nicht selber aussuchen: „Wir haben feste Dienstpläne. Jeden Tag haben wir einen unterschiedlichen Umlauf, eine unterschiedliche Routenplanung, wobei der Betriebsrat natürlich auf die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten achtet.“

Beim Stichwort Lenk- und Ruhezeiten wollen wir wissen, wie viele Kilometer man denn als Busfahrer im Jahr zurücklegt?

„Ich weiß, was wir am Tag fahren, das sind im Schnitt knapp über 300 km, wenn man da im Monat 20 bis 21 Arbeitstage hat, kommt schon ganz schön was zusammen, 6 Wochen Urlaub oder Krankheitstage muss man abziehen.“ Da ist man natürlich richtig viel unterwegs.

Ist es das Fahren an sich, das Ihnen gefällt, oder was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß? „Was mir am meisten Spaß macht ist, dass ich ein freier Mensch bin.

Eigentlich bin ich ein leidenschaftlicher Busfahrer. Von klein an habe ich Fahrzeuge beobachtet, und ich wollte schon immer Busfahrer werden.“

Sie scheinen eine sehr positive und kontaktfreudige Person zu sein. Ist Ihnen das auch bei der Arbeit wichtig? „Natürlich ist mir das wichtig, aber es gibt ein Sprichwort: So wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus.

Das heißt, immer wenn man mit den Fahrgästen harmonieren kann, funktioniert es besser, und man kommt leichter zurecht, z.B. wenn man eine Verspätung hat.

Mit den schwierigen Menschen versuche ich immer, ganz ruhig umzugehen. Wenn ich sehe: Das ist eine harte Nuss, ignoriere ich ihn.“ Haben Sie eine Ahnung, was Ihr Bus kostet? „Je nach Ausstattung, ich schätze weit über 200.000 Euro.“

Und dann kommt sie, die unvermeidliche Frage für Technik-Fans: Fährt sich ein Gelenkbus besser oder ein normaler Bus? „In der Coronazeit ist mir der „Ziehharmonika-Bus“ lieber.

Dann gibt es mehr Platz, und die Leute können die Abstände besser einhalten.“ So langsam wird es wärmer im Bus, da die Standheizung auf Touren kommt. Da tauen wir auch mit den Fragen auf.

„Betrunkene sind unberechenbar! Da sind mir Schüler schon lieber.“

Als Fahrgast eine Durchsage machen? Am Schwörmontag.

Die Ampel ist orange: Gehen Sie auf das Gas oder auf die Bremse? Vesic lacht. „Es ist ja so: Es kommt auf die Geschwindigkeit und die Entfernung an und auch, ob ich stehende Fahrgäste habe – da kann ich keine Vollbremsung einlegen. Es kommt also immer auf die Situation an.“

Herr Vesic – ein Diplomat. Wir fragen weiter und wollen wissen, ob er schon mal eine Abkürzung genommen oder die reguläre Strecke verlassen hat. Darauf bekommen wir nur ein verschmitztes Lachen als Antwort.

Wir belassen es dabei und denken uns unseren Teil. Nächste Frage: Darf man bei Ihnen als Fahrgast auch mal eine Durchsage machen?

„Also ja, das hatte ich einmal, es ist schon ein paar Jahre her, am Schwörmontag. Da waren Betrunkene im Bus, und die wollten ein Lied singen. Aber das war ja natürlich nicht möglich, ich fahre ja keinen Reisebus.“

Das können wir uns an einem Schwörmontag natürlich gut vorstellen. Wer sind die schlimmeren Fahrgäste: Betrunkene oder Schüler?

„Betrunkene sind unberechenbar, man weiß nie, wie sie reagieren. Die fallen oft vom Sitz runter und verletzen sich. Da sind mir die Schüler schon lieber!“

Was ist denn das Verrückteste, das jemals in Ihrem Fahrzeug vergessen worden ist? „Das Verrückteste war, dass ich einmal einen BH gefunden habe.“ Ein neuer oder ein gebrauchter? „Er war ziemlich abgenutzt.

Und noch etwas: Das ist mir mit einer älteren Dame passiert: Die Frau war bestimmt schon über 90 und wollte sich bei mir einen Fahrschein kaufen. Sie hatte ein Gebiss und beim Reden ist es ihr herausgefallen, das werde ich nie vergessen.“

Haben Sie schon mal einen Unfall gehabt? „Doch, ich hatte bis jetzt zwei Unfälle, Gott sei Dank nur Blechschaden, keine Verletzte. Das war im Winter bei rutschiger Schneedecke.“

Und sind Sie schon einmal geblitzt worden mit dem Bus? „Ja natürlich, denn wo gehobelt wird, da fallen auch Späne!

Die Radfahrer, die fahren oft kreuz und quer…

Gerade in den 30er Zonen sind die Blitzer so versteckt, dass man sie nur sehr spät erkennt.“ Betrifft Sie das Bußgeld persönlich? „Ja, der Arbeitgeber sagt, die Geldbuße müssen wir selber zahlen, weil wir uns an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten müssen.

Aber oft hat man jemand im Bus, der einen Zuganschluss erreichen muss. Da müssen wir schneller fahren.“ Und haben Sie einen Punkt in Flensburg? „Nein, da habe ich noch keinen.“

Oft stehen Busfahrer ja in der Kritik, weil sie ruckartig fahren oder unfreundlich sind – woher mag es kommen, dass Busfahrer oft einen schlechten Ruf haben? „Gut, oftmals gibt es Leute, die einen Beruf ausüben, für den sie nicht geeignet sind, oder sie machen das bloß als Überbrückungsphase.

Es gibt solche und solche. Man muss auch berücksichtigen, dass der Beruf wirklich nicht leicht ist, die Wechselschichten oder der Dienst am Wochenende sind für die Familie belastend.

Dazu kommt der ganze Bereich Fahrscheinverkauf, man muss die Kasse richtig bedienen und das richtige Ticket verkaufen. Das ist wirklich nicht unkompliziert. Dann muss man noch versuchen, den Fahrplan möglichst genau einzuhalten. Gerade am Monatsanfang, wo viele Fahrscheine verkauft werden müssen.“

Wie kommen Sie selbst zur Arbeit: mit dem Auto oder mit dem Bus? „Mit dem Auto. Das hängt damit zusammen, dass ich oft schon um 4 Uhr den Dienst beginnen muss. In den Sommermonaten fahre ich mit dem Fahrrad von Neu-Ulm rüber nach Ulm.“

Wenn Sie jetzt einmal etwas loswerden wollten: Was liegt Ihnen auf der Seele?

„Ich würde mir wünschen, dass andere Verkehrsteilnehmer ein wenig mehr Rücksicht auf uns Busfahrer nehmen, oft willst du aus der Bushaltestelle herausfahren, aber es lässt dich keiner raus, du blinkst und blinkst, aber keiner reagiert. Ich wünsche mir mehr Kooperation.“

Auf die Frage, wer nun die schlimmsten Verkehrsteilnehmer seien – Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger – kommt eine überraschende Antwort:

„Die Radfahrer, die fahren oft kreuz und quer, weil es in Ulm so viele Radwege gibt, meiner Meinung nach zu viele. Oft kannst du die Fahrradfahrer nicht überholen, weil du den Mindestabstand einhalten musst. Da musst du hinterher fahren, und wenn die abbiegen wollen, geben Sie oft kein Zeichen.“

Wir schauen auf die Uhr. Damit der Bus pünktlich kommt, machen wir Schluss für heute und bedanken uns für dieses sympathische Gespräch. Bitte nicht mit dem Fahrer sprechen? Wo gibt’s denn sowas!

Wie wird man Busfahrer? Die Ausbildung zur „Fachkraft für Fahrbetrieb“ dauert 3 Jahre. Sie führt junge Menschen in ein abwechslungsreiches Berufsleben mit Verantwortung und Gestaltungsspielräumen.

Die Berufsschule für die sogenannten „FIF-ler“ ist in Ehingen mitten im DING-Gebiet.

Bewerber/innen mit Hauptschulabschluss und technischem Verständnis sind gern gesehen.

Die Azubis lernen im Büro und in der Werkstatt, um später allen Anforderungen im modernen Nah- und Fernverkehr gerecht zu werden: Fahrtenplanung, Marketing uvm. Schließlich ist technisches Rüstzeug des Personals eine wichtige Basis des Busverkehrs.

Wichtig sind außerdem Werte wie Zuverlässigkeit und gute Umgangsformen.

Wenn die Azubis den Busführerschein haben, können sie gleich eingesetzt werden. Einzige Voraussetzung ist, dass sie auch den Pkw-Führerschein seit mindestens einem Jahr haben.

Mehr Infos: werd-busfahrer.de